Sicherheit für Investitionen fördert Energiewende
Experten des Finanz- und Energiesektors diskutieren Optionen zur Finanzierung der Energiewende.
Bei der ersten Dialog-Veranstaltung in Frankfurt bot das House of Energy (HoE) rund 30 Experten aus Wissenschaft, Finanz- und Energiesektor ein neues Forum, um sich über die „Finanzierung von Zukunftsprojekten und innovativen Geschäftsmodellen für die Energiewende“ auszutauschen.
Link mit mehr Infos zur Veranstaltung: https://www.house-of-energy.org/dialog_finanzierung
Dabei diskutierten Vertreter von Banken und Fondsinvestoren mit den Gestaltern der Energiewende und identifizierten in einem lebhaften Dialog Anknüpfungspunkte zwischen den Branchen. Das rund 200 Jahre alte Sommerhaus des Privatbankhauses Metzler in original klassizistischem Stil war ein au-ßergewöhnlicher und idealer Veranstaltungsort.
Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner, Geschäftsführer des House of Energy erläuterte in seiner Einführung, dass das zukünftige Energiesystem, das auf dezentralen, erneuerbaren Energiequellen basiert, digital koordiniert werden muss, da Wind und Sonne zwar brennstoffkostenfrei aber volatil sind. Weiterhin erfordere die Energiewende den Aufbau einer neuen Infrastruktur, was wiederum Raum für enorme Investitionen und Kapitalanlagen biete. Die „Treibstoffe der Zukunft“ sind daher erneuerbare Energien, Daten und Kapital. Prof. Birkner zitierte eine noch unveröffentlichte Studie der Boston Consul-ting Group aus der hervorgeht, dass die kombinierte Strom-, Wärme- und Verkehrswende bis zum Jahr 2050 1.400 Mrd. Euro an Investitionen erfordert. Damit ließen sich 80 Prozent der Treibhaus-gasemissionen einsparen und es würden Energieimporte – v.a. Öl, Gas und Kohle – in einem Volumen von rund 80 Mio. € vermieden. Der volkswirtschaftliche Business Case sei damit positiv.
Diese Aspekte wurden in den weiteren Beiträgen und Diskussionen vertieft und von verschiedenen Seiten beleuchtet. So können Banken künftig eine deutlich zentralere Rolle spielen, als bislang: für den Erfolg von Energiewendeprojekten wird entscheidend sein, Finanzierungspartner zu finden, die mehr einbringen, als ausschließlich Kapital. Die Energiewende ist ein fundamentaler gesellschaftl-cher Transformationsprozess, der zur erfolgreichen Umsetzung innovative und strukturierte
Es wurde im Verlauf der Tagung deutlich, dass Stadtwerke im Querverbund – Energie, Wasser, Verkehr und Bäder – unter starkem Kostendruck stehen und sehr innovativ auf zahlreiche Gesetzesänderung reagieren müssen. Zugleich sind enorme Investitionen in die Modernisierung und den Ausbau der Infrastruktur notwendig, die nur sehr schwer aus dem laufenden Geschäft zu stemmen sind.
Unternehmensberatungen machen die Erfahrung, dass es keinen Engpass an technischen Lösungen gibt und Kapital ausreichend vorhanden ist. Investitionssicherheit und Vertrauen fehlen jedoch oftmals. Es bedarf einer diesbezüglichen Weiterentwicklung des ordnungspolitischen Rahmens, sowohl auf deutscher aus auch auf europäischer Ebene. Auch die stromkostenintensive Industrie ist mit dieser Situation im Zusammenhang mit Investitionen in Eigenerzeugung und Effizienzsteigerung konfrontiert.
Intensiv wurde diskutiert, wie die Weiterentwicklung der Rahmenbedingungen zur Finanzierung der Energiewende ausgestaltet werden könnte, um die Klimaschutzziele zu erreichen und zugleich den Industriestandort Deutschland zu stärken. Die Teilnehmer waren sich einig, dass die Energiewende sehr komplex ist und nur mittelfristig umgesetzt werden kann. Investitionen brauchen daher Sicher-heit und Vertrauen. Ein verringertes Risiko reduziert die Kapitalkosten und unterstützt damit die Um-setzung der Energiewende.
Aus energierechtlicher Perspektive wurde klargestellt, dass das genannte Ziel nicht durch die alleinige Anwendung eines Rechtsinstruments erreicht werden kann. Nur eine Kombination verschiedener Maßnahmen ist zielführend. Insbesondere sollten Steuern, Abgaben und Umlagen an Sektoren-grenzen (Strom, Gas, Wärme) überprüft und juristische Lernfelder in Form von begrenzten Experimentierklauseln geschaffen werden. In vielerlei Hinsicht wird ordnungspolitisches Neuland betreten.
Schließlich ist das Zusammenwirken zwischen generalisierenden Regelungen – wie der Bepreisung von Emissionen – und der Förderung konkreter Lösungswege – z.B. durch das EEG – zu untersuchen.
Die EU ist in diesem Zusammenhang Stabilitäts- und Störfaktor zugleich. EU-Normen erweisen sich zum einen als recht robust, zum anderen ist die Regulierungsintensität sehr hoch.
Schließlich zeigte sich, dass qualifizierte Fachkräfte ein Schlüssel für die Energiewende sind. Beispiels-weise wird im Studiengang „Renewable Energy Finance“ der Frankfurt School of Finance & Management besonderer Wert auf vernetztes Denken in den Bereichen Technik, Recht und Finanzierung gelegt.
Wie die Vertreter von Finanz- und Energiewirtschaft feststellten, war der erste Dialog ein wichtiger Auftakt für einen wertvollen Wissenstransfer und zukünftige branchenübergreifende Projekte. "Das spezifische Know-how des Bankhauses Metzler bei Finanzierungsfragen und das Innovationspotenzial des House of Energy ergänzen sich bestens", freut sich Gerhard Wiesheu, persönlich haftender Gesellschafter bei Metzler, über die Partnerschaft und kündigt weitere HoE-Veranstaltungen im Haus Metzler Bonames an.
Mit dem interdisziplinären Teilnehmerkreis von Vertretern aus dem Finanzsektor, wie Frankfurter Sparkasse, Evangelische Bank , M.M. Warburg & Co, Umweltbank, GLS Bank, B. Metzler und Frankfurt School of Finance & Management sowie von Vertretern aus dem Energiesektor, wie Städtische Werke, PricewaterhouseCoopers, eta|opt, Universität Kassel, Fraunhofer IWES, Stadtwerke Bad Homburg v.d.H., Stiftung Umweltenergierecht, Energy Brainpool, Science Park Kassel und Schweizer Legal, ist dem House of Energy die Vernetzung von Menschen und Perspektiven über Sektorengrenzen hinweg gelungen.